Complexity self-asessment

Zweck

Dieser Fragebogen soll Dir helfen, besser zwischen komplexen und komplizierten Arbeitssituationen zu unterscheiden. Auf der Grundlage dieses Verständnisses kannst Du dann entscheiden, welche Methoden und Instrumente Deine Arbeit oder Deine Führung verbessern könnten.

Einfache, komplizierte, komplexe oder chaotische Situationen

Die Fähigkeit, zwischen komplizierten und komplexen Situationen zu unterscheiden, ist wichtig. In der modernen Arbeitswelt existieren beide nebeneinander. Sobald Du erkennen kannst, in welcher Situation Du Dich befindest, kannst Du Deinen Arbeits- und Führungsstil entsprechend anpassen und entscheiden, welcher Ansatz am effektivsten ist.

Der Vollständigkeit halber beginnen wir mit dem einfachen Kontext, wohl wissend, dass dieser in Deiner Arbeitswelt immer seltener in Reinform existiert. Einfache Zusammenhänge zeichnen sich durch Stabilität und klare Ursache-Wirkungs-Beziehungen aus. Oft ist die richtige Antwort selbstverständlich und unbestritten.

In diesem Bereich des “Bekannten” werden Entscheidungen nicht in Frage gestellt, weil alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis haben. Hier heißt es “wahrnehmen, kategorisieren und reagieren”, d. h. die Fakten der Situation bewerten, kategorisieren und dann auf der Grundlage bewährter Verfahren reagieren.

In den anderen Phasen ist es nicht so einfach. Häufig werden die Begriffe komplex und kompliziert austauschbar verwendet, obwohl sie in Wirklichkeit für völlig unterschiedliche Sachverhalte stehen.

Komplizierte Zusammenhänge können im Gegensatz zu einfachen Zusammenhängen mehrere richtige Antworten enthalten, und obwohl es eine klare Beziehung zwischen Ursache und Wirkung gibt, kann sie nicht jeder erkennen. Aus diesem Grund muss man in einem komplizierten Kontext das Problem erkennen und analysieren, bevor man darauf reagieren. Dieser Ansatz ist nicht einfach und erfordert oft ein hohes Maß an Fachwissen. Das Steuerrecht zum Beispiel ist kompliziert, d. h. es ist sehr technisch und schwer zu verstehen, aber man kann das Problem in seine Einzelteile zerlegen, einen Experten (oder mehrere) konsultieren und im Allgemeinen eine Lösung finden. In der Regel ist es nicht die beste Lösung, aber eine gute Lösung. Im Gegensatz zum einfachen Ansatz, bei dem es nur eine beste Lösung gibt.

Seien wir ehrlich, komplizierte Probleme können schwer zu lösen sein, aber sie können mit Regeln und Rezepten angegangen werden, wie die Algorithmen, die Anzeigen in Ihrem Twitter-Feed platzieren. Man kann gute, bewährte lineare Prozessabläufe beschrieben und dokumentieren. Damit sind sie wiederholbar. In komplizierten Situationen kann der Weg somit für andere gesichert werden. Die Informationen gehen nicht verloren, weil man schon mal einen guten, praktikablen Weg/ Prozess gefunden hat. Handbücher und Dokumentationen sind hier ein probates Mittel.

Komplexe Herausforderungen hingegen enthalten viele voneinander abhängige Elemente, von denen einige unbekannt sind und sich im Laufe der Zeit auf unvorhersehbare Weise verändern können. In einem komplizierten Kontext gibt es mindestens eine richtige Antwort. In einem komplexen Kontext können richtige Antworten jedoch nie wirklich identifiziert werden, da die Nebeneffekte nie vollständig verstanden werden können. Eine Maßnahme oder Veränderung in eine Richtung kann zu unverhältnismäßigen und unvorhergesehenen Ergebnissen führen.

Ein Beispiel: Außenpolitik und Klimawandel sind komplexe Herausforderungen. Auch wenn es an Meinungen zu diesen Themen nicht mangelt, gibt es keine klaren Lösungen. Daher entstehen Lösungen für komplexe Herausforderungen in der Regel durch Versuch und Irrtum und erfordern Bereitschaft, Demut und die Fähigkeit, auch unter Unsicherheit zu handeln, schnell zu lernen und sich schnell anzupassen. Dies erfordert Freiräume für gemeinsames Schaffen, Experimentieren und echte Hochleistungsteams. Das Team braucht nicht nur Expertise und Wissen, sondern auch Intuition – eine Eigenschaft, die in der Wirtschaft nicht oft gefragt war. Das Team braucht auch neue Ideen, ein klares Ziel, einen persönlichen Sinn in dem, was es tut, und nicht zuletzt Spaß an der Arbeit. In komplexen Situationen muss eine Einigung über den weiteren Weg gemeinsam erarbeitet werden.

Für Führungskräfte bedeutet dies, dass neben der menschenzentrierten und wertschätzenden Führung noch weitere Aspekte einbezogen werden müssen, um gut durch die komplexe Welt zu führen.

In chaotischen Situationen gibt es nur die Wahl zwischen Kampf und Flucht. Es gibt in der Regel keinen oder nur wenig Raum für Kreativität, Strategie oder irgendeine andere Art von bewusstem und achtsamem Handeln.

Die Selbsteinschätzung

Referenzen

Dieser Fragebogen wurde auf der Grundlage verschiedener Studien und in Zusammenarbeit mit Autoren entwickelt, die sich mit dem Thema der Arbeit in immer komplexeren Arbeitssituationen befassen.

Alan Watkins & Ken Wilber: Wicked & Wise: How to Solve the World’s Toughest Problems, Urbane Publications Limited, 2015.

David J. Snowden and Mary E Boone: A Leader`s Framework for Decision Making, Harvard business review (last checked: 20.04.2023).

Svenja Hofert: Agiler führen, SpringerGabler Verlag, 2018.

Und natürlich:

Based on Ralph D. Stacey. Stacey, Ralph D.: Strategic management and organisational dynamics: the challenge of complexity. Harlow: Prentice Hall, 2002.

DOWNLOADS
Complexity self assessment – Deutsch (PDF for printing)
Complexity self assessment – Deutsch (PNG for online collaboration boards)
Complexity self assessment – English (PNG for online collaboration boards)
Complexity self assessment – English
The complexity self-asessment is especially usefuls during the appreciate phase on all levels

Anforderungen

Gruppengröße

Einzelarbeit

Zeit

10-15 Minuten

Material

Kein besonderes Material erforderlich, lediglich der Fragebogen