Advanced Listening Post-it

Zweck

Es gibt unterschiedliche Ebenen, auf denen wir zuhören können. Ein effektives Zuhören, bei dem ein „wirkliches Verstehen“ entsteht, ist nichts, was zufällig mal entsteht. Es braucht Geduld und Übung. Der Einsatz lohnt sich! Denn wenn wir uns diesen Teil der Kommunikation erst einmal erarbeitet haben und die Ohren auf den unterschiedlichen Ebenen hören können, so können wir diese Fähigkeit in vielen Lebenssituationen einsetzen.

Das Konzept

Üblicherweise werden drei Ebenen des Zuhörens unterschieden und insgesamt werden sie als „Advanced Linstenig“ bezeichnet.

Level 1:


Üblicherweise hören wir im Alltag auf diesem Level. In dem Moment, wo wir die Stimme eines anderen Menschen wahrnehmen, fängt unser Gehirn an zu interpretieren, filtert Informationen raus oder ergänzt. Die neuen Informationen, die uns ein Gesprächspartner gibt, werden in komplexe Sinnzusammenhänge gesetzt. Das heißt, wir nehmen auf der einen Ebene „Rohmaterial“ von Sinneseindrücken auf und gleichzeitig (unbewusst) werden die Informationen mit für uns „sinnmachende“ Interpretationen angereichert. Somit sind wir gleich in unserem eigenen „Film“. Wir hören folglich nicht unserem Gesprächspartner zu, sondern unserer inneren Stimme. Man hört in diesem Moment seine eigene Meinung, Erlebnisse aus der Vergangenheit, Bedürfnisse oder Beurteilungen. Man mag die Worte vernehmen, aber im Kopf laufen gleichzeitig Selbstgespräche ab.

Level 2:

Reflektierendes Zuhören. Diese Art des Zuhörens ist „simple“ aber nicht „einfach“. Auf diesem Level nehmen wir unser Gegenüber voll und ganz wahr. Wir achten nicht nur darauf was er/sie sagt, sondern auch wie es gesagt wird. Wir achten darauf mitzubekommen in welcher Stimmungslage der Gesprächspartner bei seinen Erzählungen ist. Am besten lässt sich diese Stufe am Beispiel unseres ersten Dates beschreiben. Wir achten intensiv auf jede Nuance der Kommunikation, sind mit all unseren Antennen auf Empfang ausgerichtet und achten auf jedes Wort und noch so kleine Zeichen.

Level 3:

Verstehendes Zuhören.  Normalerweise nehmen Menschen eine Nähe zu dem Gesprächspartner wahr, wenn die sogenannte „Wellenlänge“ stimmt. Dann fällt es uns leicht die Geschichten der Anderen nachzuvollziehen, weil wir ähnliche Erfahrungen haben, ähnliche Werte verfolgen und aus dem gleichen Kulturkreis kommen. Dann verfallen wir aber auch gerne wieder in unsere eigenen Stories und befinden uns schnell wieder auf Level 1. Auf der Stufe 3 geht es eher darum ganzheitlich mitzubekommen was die innere Haltung des Gesprächspartners ausmacht; was hat ihn geprägt, – Kultur, Gesellschaft, Werte, was macht ihn vielleicht auch engstirnig oder verleitet ihn zu einem bestimmten Blick auf die Welt. Hier geht es darum, lediglich wahrzunehmen und in einen Gesamtzusammenhang zu setzen.
Man bildet Hypothesen, die weder richtig noch falsch sein mĂĽssen. Keine Bewertung vornehmen und Ruhe bewahren. Das, was kommt, unbewertet stehen lassen. Hier heiĂźt es wahrnehmen, Unterschiede genieĂźen, aushalten, ruhig bleiben und mit dem ganzen Fokus bei dem anderen bleiben.

Schritt fĂĽr Schritt Anleitung

Übung für ein besseres Verständnis von Level 1

Der Facilitator erzählt den Teilnehmern eine kurze Geschichte. Anschließend erhalten die Teilnehmer einen Zettel mit 10 Aussagen, die sie mit „richtig“ oder „falsch“ beantworten sollen.
DafĂĽr steht ihnen 1 min zur VerfĂĽgung.
Die Geschichte: „Ein Vorgesetzter spricht mit seinem Mitarbeiter über die Einhaltung der Arbeitszeit. Der Mitarbeiter ist der Überzeugung, er habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Wenn er morgens nach 7.30 Uhr komme, bleibe er immer abends über 16.30 Uhr hinaus da. Der Vorgesetzte schlägt ihm vor, in Zukunft die Arbeitszeiten aufzuschreiben. Der Mitarbeiter stimmt zu, wenn alle Kollegen ebenfalls solche Auflistungen vornehmen.“

Solution for the facilitators and later to share with the participants

  1. Der Vorgesetze ruft seinen Mitarbeiter zu sich, um mit ihm zu sprechen.
    ?= weiĂź nicht
  2. Der Vorgesetzte ist über die Unpünktlichkeit des Mitarbeiters verärgert.
    ?= weiĂź nicht
  3. Der Vorgesetzte ĂĽberwacht eine Zeitlang die Ankunftszeiten des Mitarbeiters.
    = Falsch
  4. Der Mitarbeiter kommt in letzter Zeit öfters zu spät.
    ?= weiĂź nicht
  5. Der Mitarbeiter beweist, dass er nie weniger als vorgeschrieben anwesend war.
    = Falsch
  6. Der Vorschlag sieht vor, die tägliche Anwesenheit aufzuschreiben.
    =Richtig
  7. Der Mitarbeiter stimmt dem Vorschlag zu.
    = Falsch

Auswertung: Möglicherweise werden von keinem Teilnehmer alle Antworten übereinstimmen mit der Lösung. Das zeigt, dass wir Menschen unserer eigenen Story zuhören.

Übung in 2-er Teams zur Stärkung von Level 2

Person A erzählt eine für ihn/sie bewegende Geschichte.
Person B wendet die Methode des „Emotionalen Spiegelns“ an. B gibt die wahrgenommene Stimmung in seinen Worten wieder; z.B. „… das hat Dich in der Situation sicherlich geärgert/ Du warst besorgt/ verunsichert etc….“ Gleichzeitig versucht B in etwa eine ähnliche „Schwingung“ in Ton, Ausdruck und Mimik (non-verbal) widerzugeben (er/sie soll aber bitte authentisch bleiben).

Auswertung: Wenn wir beim Zuhören neben dem Aspekt „Was“ sagt uns unser Gesprächspartner, auch noch auf den „Aspekt „Wie“ sagt er es achten, steigen wir stärker auf die Geschichten des Anderen ein und bleiben nicht bei unseren eigenen Interpretationen.

Ăśbung fĂĽr drei Personen

A erzählt eine komplexere Geschichte, die ihr/ihm wiederfahren ist. C und B sammeln Hypothesen zu Werten, Normen, Erfahrungen von Person A. Anschließend gibt es einen offenen Austausch darüber.

Fazit

Je mehr wir trainieren, wirklich zu zuhören, um so qualitativ besser ist eine Kommunikation. Menschen fühlen sich zurecht besser verstanden; es gibt weniger Missverständnisse. Es sei an dieser Stelle allerdings betont, dass es wirklich schwer ist, sich diese Fähigkeit anzueignen. Wem es nicht schwer fällt, dem sei gesagt, dass er vermutlich noch auf Level 1 zuhört oder ein außergewöhnliches Talent besitzt.

Quellen

Dieses Modell ist eine Eigenentwicklung in Anlehnung an Stephen Covey, Rob MacNamara sowie co-active
WeiterfĂĽhrende Literatur: Alfred Korzybski, Manhood of Humanity ISBN 0-937298-00-X

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Anforderungen

Gruppengröße

>2 Teilnehmer

Zeit

ungefähr 30 min

Material

Zugang zu einem physischen oder entfernten Whiteboard, Haftnotizen (Post IT). Alle Teilnehmer mĂĽssen Zugang zum Whiteboard haben (bei online Veranstaltungen).