Hintergrund
Teams verbringen oft viel Zeit damit, Leitprinzipien zu definieren und sich darauf zu einigen, wie sie zusammenarbeiten wollen. Aber in der Hitze der Diskussionen kann man diese Vereinbarungen leicht aus den Augen verlieren. Ein Safeword ist eine schnelle, unkomplizierte Methode, um zu signalisieren, wenn etwas nicht stimmt. Es basiert auf dem Konzept der psychologischen Sicherheit: Es gibt den Menschen die Möglichkeit, sich zu äußern und den Kurs zu korrigieren, ohne sie zu verurteilen. Dieser Ansatz hilft Teams, auch in schwierigen Momenten konzentriert, respektvoll und zielorientiert zu bleiben. Unserer Erfahrung nach kann die Verwendung eines Safewords als Eisbrecher dienen und die Situation in hitzigen Diskussionen entspannen.
Schritt-für-Schritt-Anleitung
1. Das Fundament
Ein Safeword ist dann sinnvoll, wenn Du sicherstellen willst, dass Ihr Euch in Deinem Team an Eure eigenen Vereinbarungen haltet. Ein Beispiel: Wenn sich ein Team darauf einigt, die Sitzungen kurz zu halten, möchte es in Diskussionen möglichst nicht zu sehr vom Thema abweichen. In diesem Fall kann ein Safeword helfen, an diesen Vorsatz zu erinnern. Die Grundlage für die Verwendung eines Safewords ist also Klarheit über die Werte und Grundsätze, die Ihr in Deinem Team leben wollt. Ihr könnt damit beginnen, Prinzipien oder Vereinbarungen für die Zusammenarbeit im Team zu besprechen. Vielleicht denkt Ihr über die „Five Dysfunctions of a Team“ nach, um zu überlegen, ob Ihr spezifische Vereinbarungen braucht, oder Ihr nutzt eine Retrospektive, um Dinge zu identifizieren, die verbessert werden können. Schreibt diese an einem gut sichtbaren Ort auf – auf einem Whiteboard, einem Flipchart oder in einem gemeinsamen digitalen Board. Die Methode „Entscheidungen im Team treffen“ kann dabei helfen zu entscheiden, welche Werte oder Prinzipien am wichtigsten sind.
2. Wählt Euer Safeword
Wählt gemeinsam ein Safeword, das neutral oder sogar spielerisch ist, damit es den Ton auch in erhitzten Situationen auflockern kann. Es könnte etwas Einfaches wie „Pause“ oder etwas Skurriles wie „Ananas“ oder „Oklahoma“ sein. Das Ziel ist es, etwas zu wählen, an das sich jede(r) erinnern kann und das die Teammitglieder gerne aussprechen. Einige unserer Kunden haben sich sogar für das Wort „Broccoli“ entschieden.
3. Klärt wozu Ihr es nutzen wollt
Vereinbart im Team, wann und wie das Safeword eingesetzt werden soll. Zum Beispiel:
- Um die Aufmerksamkeit zurückzubringen, wenn das Gespräch vom Thema abschweift.
- Um zu unterbrechen, wenn das Team zu streiten beginnt, anstatt zu entscheiden.
- Um sanft zu signalisieren, wenn das Verhalten von den vereinbarten Werten abweicht (z. B. permanentes Ins-Wort-Fallen oder die Ablehnung von Ideen statt gegenseitigem Zuhören).
- Sich gegenseitig daran erinnern, dass man sich gegenseitig die ehrliche Meinung sagen wollte, anstatt sich hinter Nettigkeiten zu verstecken (siehe das Ted Lasso Video unten).
4. Gemeinsam üben
Versuche, das Safeword in einem Übungsszenario oder in einem entspannten Augenblick zu verwenden. Das hilft allen, sich daran zu gewöhnen und stellt sicher, dass es sich natürlich anfühlt, wenn es angewendet wird.
5. Verwendet es, wenn nötig
Während eines Meetings oder Workshops kann jede(r) das Safeword verwenden, wenn das Team vom Kurs abweicht. Die Gruppe sollte kurz innehalten, um zu bewerten und sich neu zu orientieren, und kann dann mit einem klareren Fokus weitermachen.
6. Reflektiert und passt das Safeword an
Am Ende des Meetings oder regelmäßig während eines Projektes solltet Ihr überprüfen: War das Safeword hilfreich? War es einfach zu verwenden? Passt es nach Bedarf an, damit es für Euer Team noch besser funktioniert.
Es funktioniert für Ted Lasso
Vielleicht kennst Du die Apple+ Show Ted Lasso. Darin zieht der amerikanische Footballtrainer Ted nach England, um eine Fußballmannschaft zu trainieren. Diese Sendung reflektiert Führung und Teambildung auf eine sehr amüsante und anschauliche Art und Weise. Außerdem verwenden Ted und seine Chefin Rebecca ein Safeword („Oklahoma“), um sich daran zu erinnern, dass sie sich die Wahrheit über Gefühle oder Einschätzungen sagen wollten. In dem folgenden Video wurden die besten Szenen zusammengeschnitten:
Weitere Lektüre
Edmondson, Amy C. The Fearless Organization: Creating Psychological Safety in the Workplace for Learning, Innovation, and Growth. Hoboken, NJ: Wiley, 2019.
Sherman, Jeremy E.: Psychological Safewords. We all have our ways of tapping out or saying “TMI”, Psychology Today: May 2019, Online: https://www.psychologytoday.com/intl/blog/ambigamy/201905/psychological-safewords (last accessed: 03.01.2025).
Norman, Becky: Beyond BDSM: Why safe words have a place in organisations too. Boundaries are just as important in work as they are in your private life, HRZone: September 2023, Online: https://hrzone.com/beyond-bdsm-why-safe-words-have-a-place-in-organisations-too/ (last accessed: 03.01.2025).
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